Studienfahrt der Q1 nach Berlin
Angelehnt an den Geschichtsunterricht stand die Studienfahrt der Q1 nach Berlin unter der Überschrift „Auf den Spuren der NS-Diktatur“.
03.10.2022:
Nach einer problemlosen Anreise, was bei der Bahn heutzutage nicht selbstverständlich ist, bezogen wir zunächst unser Quartier unmittelbar in der Nähe des Berliner Ostbahnhofs - an der East Side Gallery. Unser erstes Exkursionsziel war, wie sollte es anders sein, das Brandenburger Tor. Hier hagelte es historische Informationen durch Herrn Schäfer: von abstrusen Bauplänen der Nationalsozialisten, über den Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953, bis zu der Aufforderung des amerikanischen Präsidenten Reagan Mr. Gorbatschow möge diese Mauer einreißen. Anschließend erfolgte eine kritische Betrachtung des sowjetischen Ehrenmales an der „Straße des 17. Juni“.
04.10.2022
Am heutigen Abend stecken und einige Kilometer in den Beinen. Die 2-stündige Stadtführung unter dem Motto „Auf den Spuren der NS-Diktatur“ führte uns vom Reichstag über das Brandenburger Tor, die Akademie der Künste und das Mahnmal zu Ehren den ermordeten Juden Europas, bis zu der Stelle, an der sich einst Reichskanzlei und Führerbunker befunden haben. Eine sehr interessante, wenn auch spezielle Führung, die uns durchaus einen anschaulichen Eindruck der dunkelsten Phase der deutschen Geschichte vermittelte, verlangte von Schülern und Lehrern eine gewisse Geduld.
Am Nachmittag stand der Besuch des Jüdischen Museums auf dem Plan. Das, was wir zu sehen bekamen, wirkte beeindruckend, stimmte zugleich aber auch nachdenklich. In diesen lehrreichen 1,5 Stunden wurde uns bewusst gemacht, welche Unmenschlichkeiten zwischen 1933 und 1945 begangen worden sind. Wir alle sind dazu aufgerufen, Sorge zu tragen, dass sich derartiges nie wieder wiederholen kann.
05.10.2022
Der heutige Vormittag führte uns zur Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche am Kurfürstendamm. Die S-Bahn verlassen haben wir am legendären „Bahnhof Zoo“. Es kam, wie es kommen musste, hier klärte uns Herr Schäfer über die gesellschaftliche Veränderung in seinen Teeniejahren - sprich 70er - auf. Er sprach mahnende Worte vom Traum der neuen Freiheit bis zu den dramatischen Folgen des Drogenmissbrauchs, von der Studentenbewegung bis zum brutalen Terror der RAF. Anschließend gelangten wir an unser eigentliches Ziel - die Gedächtniskirche. Schnell zu erkennen, dass wir hier ein Mahnmal zur Erinnerung an die Bombenangriffe des 2. Weltkrieges hatten. Dass allerdings eine hier angebrachte Erinnerungstafel in diesem Zusammenhang von einem „Gottesgericht“ spricht und davon, dass dieser Krieg über Deutschland „hereingebrochen“ sei, stellte sich für uns sehr schnell als eine sehr kontrovers zu betrachtende Sichtweise dieser Ereignisse dar. Dieser Krieg ging von deutschem Boden aus und ist nicht über Deutschland „hereingebrochen“.
Der nachmittägliche Besuch des Berlin „Dungeon“ diente ausschließlich der Unterhaltung und des Spaßes - 70 Minuten Gruseleffekte, die insbesondere bei den Damen unserer Runde deutlich hörbar gewesen sind.
Am Abend verordneten uns Frau Maaß und Herr Schäfer „schwere Kost“ - 120 Minuten politische Satire in der „Distel“ waren unterhaltsam aber auch anstrengend.
06.10.2022
Es gibt sie tatsächlich noch - die „bösen Bauten“. Steinerne Dokumente der NS-Architektur, Mittel der Einschüchterung, Unterdrückung und Zurschaustellung „arischen“ Größenwahns. Zu zwei dieser steinernen Zeugen führte unser heutiger Weg.
Das Olympiastadion: ein Ort, an dem heute Bundesligaprofis und Leichtathletikstars agieren, wurde 1936 gebaut, um aus den Olympischen Spielen eine der größten Propagandavorstellungen der Nationalsozialisten zu machen. Noch heute vermittelt das Olympiagelände deutlich die Absichten der damaligen Machthaber.
„Weltflughafen“ Tempelhof: Nie völlig fertig gestellt und schon längst nicht mehr in Betrieb, sieht und spürt man auch hier die erdrückende Vergangenheit. Das Prestigeobjekt der Nationalsozialisten rettete während der Berlin-Blockade 1948/49 möglicherweise tausenden von Menschen das Leben. Der Flugplatz war wesentlicher Bestandteil der westalliierten Luftbrücke zur Versorgung der Menschen in Westberlin.
Es gibt sie tatsächlich noch… manche „böse Bauten“ gemahnen uns auch daran, dass wir die Vergangenheit weder verdrängen können, noch vor ihr fliehen können. Ein besonderes Erlebnis war die zufällige Begegnung mit einem über 80-jährigen Zeitzeugen (Geschichte pur) während wir das Luftbrückendenkmal besichtigten. Der Mann verwies darauf, dass er heute noch sehr häufig diese Stätte besuche, und dabei immer noch Dank empfinde. Er sprach davon, dass zur Zeiten der Luftbrücke teilweise alle 45 Sekunden ein Versorgungsflugzeug landete oder startete.